Zwei Fragen haben uns in der letzten Zeit häufiger erreicht: Wie wird man Mathematiker und was machen Mathematiker überhaupt? Hier die Antworten:

Am Anfang steht immer ein Studium – eine Ausbildung zum Mathematiker gibt es nicht. Die beiden Alternativen in Deutschland sind Universitäten und Fachhochschulen. Das Studium an der Uni ist sehr theoretisch und dauert etwas länger als das praxisorientiertere Studium an einer Fachhochschule. Zudem gibt es zum “klassischen” Mathematikstudium bereits zahlreiche, spezielle Alternativen wie z.B. Finanz- und Wirtschaftsmathematik, Technomathematik, Computermathematik, Angewandte Systemwissenschaft, Statistik oder Biomathematik. Dabei gibt es kein “gut” oder “schlecht”. Die Auswahl des Studiengangs hängt eher von den persönlichen Interessen und Zielen ab. Wer z.B. eine Karriere an der Hoschule oder in der Forschung plant, ist mit einem allgemeinen Mathematikstudium an einer Uni deutlich besser beraten als mit Biomathematik an einer FH.

Das Studium:
Unabhängig von der Wahl der Hochschule, steht am Anfang des Studium eine solide Grundausbildung in den Bereichen Analysis (Differential- und Integralrechnung, Funktionentheorie, Differentialgleichungen), Lineare Algebra und Analytische Geometrie (Vektorräume und lineare Abbildungen zwischen diesen, lineare Gleichungssysteme, Matrizen), Stochastik (Wahrscheinlichkeitsrechnung, Statistik) und Numerik (Konstruktion und Analyse von Algorithmen). Abhängig von Studiengang und Hochschule werden bereits am Anfang des Studiums weitere Inhalte vermittelt (z.B. Programmierpraktika oder studiengangspezifische Themen wie z.B. technische, naturwissenschaftliche, medizinische oder wirtschaftswissenschaftliche Themen).

Erst danach spezialisiert man sich im allgemeinen Mathematikstudium auf einen der zwei großen Teilbereiche Reine bzw. Angewandte Mathematik. Hauptgebiete der Reinen Mathematik sind Algebra, Analysis, Geometrie, Topologie und Zahlentheorie, die der Angewandten Mathematik Numerik, Optimierung und Stochastik. Eine genaue Definition welches Thema in welchen Bereich fällt, gibt es nicht und ist häufig (z.B. bei Differentialgleichungen) von der Hochschule oder gar dem Dozenten abhängig. Am Ende des Studiums steht dann der Bachelor, Master oder der Doktortitel.

Der Beruf:
Mathematiker werden in der Regel nicht eingestellt, weil sie besonders gut rechnen können. Ganz im Gegenteil, die meisten Ingenieure können besser mit Zahlen umgehen als studierte Mathematiker. Nein, Mathematiker werden eingestellt, weil sie in der Lage sind, logisch und strukturiert zu denken und weil sie im Studium bewiesen haben, dass sie sich schnell in komplexe Themen einarbeiten können und dabei nicht aufgeben.

Beruflich ergeben sich mit diesen Fähigkeiten zahlreiche Möglichkeiten in der Versicherungsbranche, der Software Entwicklung, im Finanz- und Rechnungswesen, in Forschung und Entwicklung sowie in der Lehre (z.B. als Mitarbeiter der Akademie der Mathematik). Insbesondere für die Absolventen der o.g. spezialisierten Studiengänge, gibt es sehr spezielle Einsatzgebiete z.B. in der Biotechnologie oder bei statistischen Ämtern. Aber auch Unternehmensberatungen stellen gerne Mathematiker auf Grund ihrer Fähigkeiten ein.

Und dann bleiben da noch die wenigen, sagenumwobenen Jobs, von denen viele Mathematiker träumen. Dazu gehöret z.B. Codes zu knacken für den Bundesnachrichtendienst oder andere geheime Regierungseinrichtungen. Für die Meisten, bleibt das jedoch immer ein Traum…

Ihr Kai Bollmann